Mythos »Heimat« – eine Hinterfragung
18.-26. Mai 2024, Auditorium des Bucerius Kunst Forums
Was bedeutet »Heimat«? Wie entstehen unsere Identität und unser Zugehörigkeitsgefühl zu einem Ort oder einer Gemeinschaft? Achtzehn aktive und ehemalige Geförderte des Stipendienprogramms stART.up der Claussen-Simon-Stiftung setzten sich in ihrer Gruppenausstellung „Mythos »Heimat« – eine Hinterfragung“ mit den Gemälden Ignacio Zuloagas auseinander.
Die Ausstellung befasste sich mit den Fragen, wie und warum Menschen (nationale) Identitäten entwerfen, nach ihnen suchen oder sich dagegen wehren. Welche Rolle spielt dabei der Blick „von außen“? Und welche Konsequenzen ergeben sich daraus? Von Gemälden, Grafiken und Fotografien über Videos und Plastiken bis hin zu Installationen – die Künstler:innen spüren in ihren Werken der Sehnsucht nach Zugehörigkeit nach. »Heimat« wird dabei weder als konkreter Ort noch als rein mentales Konstrukt verstanden. Anstatt eine Definition zu liefern, legt die Ausstellung die Widersprüchlichkeiten offen, die den Begriff prägen.
Ausgehend von der Ausstellung „Mythos Spanien. Ignacio Zuloaga (1870-1945)“ im Bucerius Kunst Forum adaptieren, erweitern, hinterfragen die Künstler:innen die in Zuloagas Werk zu Tage tretenden Themen von Identität und »Heimat« auf vielfältige Weise. Der Spanier schuf mit seiner Kunst ein bis heute nachklingendes Spanienbild, das gängige Klischees des Landes prägte. In seinen Bildern präsentiert er ein vermeintlich authentisches Spanien. Doch die Betrachtenden, die vertraute Motive zu sehen glauben, werden in ihrer Wahrnehmung herausgefordert, wenn sie um die Inszenierung der Bilder wissen: So war das Modell für eine Flamenco tanzende Gitana eine schweizerische Opernsängerin und ein Landarbeiter das Vorbild für das großformatige Porträt eines Kardinals. Was bedeuten diese Entdeckungen für unser Verständnis von echt und gestellt, authentisch und künstlich? Gibt es die eine, die richtige Wahrnehmung?
Die achtzehn Künstler:innen der Ausstellung „Mythos »Heimat« – eine Hinterfragung“ stellen sich dem Konflikt, der Mehrdeutigkeit, der manchmal schmerzhaften Suche nach dem, was »Heimat« eigentlich ist oder sein kann. Si-Ying Fung erzählt zum Beispiel mit ihrer Installation „Wanderlust“ die Geschichte der Chinesischen Wollhandkrabbe, die, obwohl sie schon vor über hundert Jahren „einwanderte“, immer noch als Fremde in deutschen Gewässern gilt. Yi-Jou Chuang lädt die Besucher:innen auf ihre „Insel der Illusionen“ ein. Die Installation zeigt ein japanisches Zimmer, in dem drei taiwanesische Frauen einer Familie leben, die sich alle einer anderen Nationalität zugehörig fühlen. Simone Karl beschäftigt sich in ihrem Werk aus einer feministischen Perspektive mit sozialen Zuschreibungen, die einer patriarchal geprägten Gesellschaft entstammen.
Die Ausstellung in Kooperation mit dem Bucerius Kunst Forum fand anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Stipendienprogramms stART.up statt, mit dem die Claussen-Simon-Stiftung junge Hamburger Künstler:innen auf ihrem Weg in die künstlerische freiberufliche Existenz begleitet.